Listly by Alexander Pfannenberg
Pünktlich zum Start von untereinenhut.com startet auch die offizielle „Gedöns-Hitparade“, die Charts der erfolgreichsten Klischees, „gut“ gemeinten Ratschläge und Schubladisierungen. Eure Stimme entscheidet, wer es ganz nach oben schafft. Also stimmt ab! Ihr habt Newcomer oder vergessene Klassiker für den 10. Hitparaden-Titel? Dann schreibt oder kommentiert!
Nicht gerade ein kreatives Feuerwerk, aber eben ein Standardwerk der alten Deutschland AG. Es darf in keiner Plattensammlung verstaubter Manager-Eliten fehlen. In den letzten Jahren wurde der Song aber immer weiter nach unten durchgereicht: Demographischer Wandel und Fachkräftemangel machen’s möglich.
Nicht der neueste Hit von den Wildecker Herzbuben, sondern eine mahnende Ballade an alle berufstätigen Frauen, dass eine faire Teilung von Haushalt und Kinderbetreuung keine Selbstverständlichkeit, sondern eine selbstlose Aufopferung ihrer Männer bedeutet, für die sie auch bitte die entsprechende Dankbarkeit zeigen sollten.
Kein Nachfolger von Michael Jackson‘s Klassiker „We are the World“ für hungernde Kinder in Entwicklungsländern. Nein, bei „Das arme Kind!“ wird das weitaus dramatischere Schicksal von Kindern besungen, die morgens zur Kita gebracht werden und erst um 17 Uhr wieder abgeholt werden, weil die Eltern unbedingt arbeiten wollen. Gibt es als Maxi mit dem Bonus-Track „Deine Mudda isch Rabe“.
Nach „Flugzeugen im Bauch“ landet Herbert Grönemeyer mit „Eltern im Helikopter“ seinen nächsten aeronautischen Superhit. Einfühlsam beschreibt er wir ein Elternpaar seinen Sprössling auf wirklich jedem seiner Schritte liebevoll beschattet. Die Förmchen im Sandkasten haben scharfe Kanten? Mama und Papa sind wachsam. Auf dem Schulhof zupft einer am T-Shirt, nicht mit uns! Besonders das Finale ist herzerweichend: Seine Eltern halten ihm in seiner ersten Erstsemester-Vorlesung einen Platz frei. Dafür gibt’s das Prädikat: besonders behütenswert!
Nein, nicht nach "Gebrünn, Gebrünn" der nächste Club-Hit von Paul Kalkbrenner, sondern ein Evergreen von MC Schröder und gleichzeitig Namensgeber dieser Hitparade. MC Schröder bedauert mittlerweile sein Erstlingswerk: http://www.welt.de/newsticker/news1/article112719377/Gerhard-Schroeder-tut-Familie-und-Gedoens-heute-leid.html
Diese Platte wird ehrfürchtig von Generation zu Generation weitergegeben, wenn es um vorschnelle Reproduktionsvorhaben geht. Der logische Refrain zum Songtitel müsste lauten: „Wenn wir diesem Rat gefolgt wären, würde es Dich heute nicht geben.“ Aber sind Pop-Schubladen für innere Zerrissenheit und Zweideutigkeit bekannt? Für eine umfassende Review sei auf meinen Beitrag „Die 4 schlechtesten Zeitpunkte, um ein Kind zu bekommen“ verwiesen.
Seit der kürzlichen Verabschiedung der Frauenquote für Aufsichtsräte ist der Chartbreaker des „Old Boys Network“ wieder voll angesagt.
Puff Daddy ist wieder da! Nachdem er selbst Vater geworden ist, hat er ein Lied darüber geschrieben, wie geil es ist, statt Mikro eine Milchpulle in der Hand zu halten und anstatt schnelle Schlitten, den neuesten Bugaboo Probe zu fahren. Sehr geil!
Andere arbeiten, sie trinken Kaffee und errichten Straßensperren mit Kinderwägen – ein Schubladen-Klassiker. Grund genug für die Prenzelberg Gang darüber ein wütendes Lied zu schreiben. Nicht mehr ganz neu, aber immer noch angesagt.